Dienstag, 7. Januar 2014

Entquengelungs- und Brüllvermeidungsstrategien

    Ein selig schlummerndes Häufchen Glück, so habe ich mir unsere Tochter vor der Geburt vorgestellt. Aber nicht jeder bekommt so ein Exemplar, das einem höchstens Mal nachts aufgrund des Schlafmangels die Energie raubt. Einige, laut Statistik so etwa 20-25%, bekommen ein terroristisches Häufchen Glück, das bei den Schreiattacken keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht macht und generell so gar nicht mit Schlaf konform geht. Da es unser erstes Baby ist, haben uns die Freunde, Bekannte und besonders die Verwandtschaft schon oft einreden wollen, dass wir übertrieben, es alles doch gar nicht so schlimm sein könne und Babies nun mal auch mal schreien würden. Ja, das war uns schon auch klar, aber wir waren ja diejenigen, die 24 Stunden mit diesem Schreihals verbrachten und vielleicht einfach besser wussten, dass es eben nicht so harmlos war. Im Laufe der ersten 14 Wochen - danach war es ja schlagartig vorbei - hangelten wir uns also von einer Strategie zur nächsten, zermarterten uns die Köpfe, woran es denn liegen könnte und hofften auf den magischen Moment, an dem alles anders würde. Jeder Tag wurde neu und optimistisch begonnen und jeder Tag war ja auch irgendwie anders. Für alle, denen es ähnlich ergeht wie es uns ergangen ist oder auch für alle anderen, deren Babies auf einem normalen Level schreien, hier nun ein paar Tipps.

    1. Legt euch eine Federwiege zu! Es ist völlig unerheblich, ob es eine Leander, etwas selbst Konstruiertes (Safety first!) oder die Nonomo ist. Das Schaukeln beruhigt einfach sehr viele Babies, da es sie an die Zeit im Mutterleib erinnert.
    2. Achtet auf die ersten Müdigkeitsanzeichen und begleitet euer Baby in den Schlaf. Denn ein überreiztes Baby ist ein brüllendes Baby. Müdigkeitsanzeichen können Starren, Gähnen, Augen/Ohren reiben oder Regungslosigkeit/Zappelei sein.
    3. Tragt euer Baby am Körper! Wir haben das wochenlang gemacht und irgendwann brauchte sie es nicht mehr. In den ersten sechs Monaten könnt ihr euer Kind nicht verwöhnen, aber seine Bedürfnisse bestmöglichst befriedigen. Das Tragen gehört definitiv dazu. Meine Empfehlungen zu Tuch und Trage könnt ihr hier nachlesen.
    4. Vermeidet zu viele Reize! Für ein frisch geschlüpftes Küken kann alles schnell zu viel werden, besonders, wenn es nicht abschalten kann. Die Wissenschaftler nennen das Regulationsstörung. Nicht jedes Neugeborene schafft es, sich den vielen Reizen zu entziehen. Plant die ersten Wochen nicht zu viele Besuche und Unternehmungen ein. Euer Baby braucht auch kein klingelndes, raschelndes, blinkendes Spielzeug bevor es drei oder vier Monate alt ist!
    5. Stillt oder gebt die Flasche nach Bedarf und nicht nach einem starren Rhythmus. Es ist überholt, dass man Stillabstände einhalten muss, um Bauchweh zu vermeiden.
    6. Sollte wirklich Bauchweh der Übeltäter sein, probiert es mit einem warmen Kirschkernkissen, Fliegergriff, Windsalbe (im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel kreisend einmassieren), Windpulver (auf den Schnulli geben), Bauchmassagen oder Lefax (in Maßen).
    7. Rhythmisiert euren Tag. Gewohnheit schafft Ruhe und Vertrauen. Je ruhiger ihr seid, desto ruhiger wird auch euer Kind werden.
    8. Erschafft Rituale, z. B. abends vor dem Schlafenlegen.
    9. Wechselt eure Taktik/Strategie nicht zu oft oder zu schnell, das kann den gegenteiligen Effekt haben. Probiert es lieber ein paar Tage aus, bevor ihr euch etwas Neues einfallen lasst. Ihr wollt die Federwiege ausprobieren, es funktioniert aber nicht gleich? Gebt dem Baby ein paar Tage Zeit, sich daran zu gewöhnen. Ihr schaukelt das Baby, aber es hört nicht auf zu weinen? Probiert es lieber noch ein paar Minuten, bevor ihr den Föhn holt.
    10. Ganz wichtig: Bleibt selbst ruhig und gelassen. Ich weiß, das ist oft das allerschwerste. Aber führt euch vor Augen, dass dem Baby aller Wahrscheinlichkeit nach nichts Großartiges fehlt. Es ist satt, hat geschlafen, eine frische Windel, kein Bauchweh (hat gerade gepupst), wurde bespaßt und bekuschelt und weint aber trotzdem, weil ihm die neue Welt einfach viel zu viel ist oder es nicht abschalten kann. Macht euch bewusst, dass es vorbei geht und dass ihr ja alles dafür tut, dass es eurem Sprössling an nichts fehlt. Es ist nicht eure Schuld!
    11. Hört auf euer Herz! Nicht jeder Ratschlag ist gut oder passt zu euch. Lasst euch nicht einreden, dass ihr es falsch angeht oder das Baby verwöhnt. Ihr wollt einen Osteopathen aufsuchen? Warum nicht? Vielen Babies hat das schon geholfen und schaden kann es sicher nicht. Glaubt mir, vieles macht man intuitiv richtig, auch wenn es nicht sofort die gewünschten Erfolge zeigt.
    12. Mein Föhn hat uns oft gerettet. Neugeborene lieben das weiße Rauschen, das sie wohl auch in der Gebärmutter hören. Es beruhigt sie und führt nicht selten dazu, dass sie selig einschlafen. Probiert es aus oder integriert es in die Hausarbeit. Ob Dunstabzugshaube, Föhn, Staubsauger, Waschmaschine, Spülmaschine oder Handy-App, fast alles funktioniert...zumindest manchmal!
    13. Die 5-"S": Stramm einwickeln, Seitenlage, Schschschhh...., Schnuller und Schaukeln, alles zusammen wirkt oft Wunder. Viel Glück!

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