Sonntag, 10. November 2013

Rückbildung und andere Katastrophen

Nach spätestens acht Wochen ist es soweit. Das schlechte Gewissen, dass man noch nicht im Rückbildungskurs war, hört einfach nicht auf sich zu melden. Jetzt heißt es stark sein. Wenn man zu den Sport- und Bewegungsmuffeln gehört wie ich, muss man da nicht nur einen inneren Schweinehund überwinden, sondern eine ganze Herde. Jeden Donnerstag Abend von 20-21 Uhr zwinge ich mich nun jedenfalls dazu, in den Rückbildungskurs zu gehen. Man möchte ja auch nicht, dass einem der Beckenboden abfällt oder rausfällt oder was der nicht alles so macht, wenn man ihn nicht gewissenhaft trainiert ;) 20 Uhr ist jetzt auch nicht so wirklich meine Lieblingsuhrzeit. Da bin ich, gelinde gesagt, schon total am Ende vom Tag mit meinem Baby. Ja, ich bin eben keine 20 mehr. Da lockt die weiche Couch oder der warme Oberkörper des Mr Froggie, da möchte man einfach nur noch die Beine hochlegen und abschalten. Aber nö! Das ist nicht drin am Donnerstag. Schnell umziehen, ins Auto schwingen und zum Kurs hetzen. Beim ersten Mal wäre ich am liebsten wieder rückwärts rausgetorkelt. Nein, nicht wegen der Übungen, der Anstrengungen oder den abgenutzten Übungsmatten. Sondern wegen der anderen Mütter! Ich betrete den Vorraum, wo alle darauf warten, dass der Vorbereitungskurs endet und einem die Schwangeren entgegen kommen. (Puh, das habe ich ja erstmal hinter mir) Und dann sehe ich sie: Mütter! Dicke, dünne, große, kleine, mit Restbauch, ohne irgendeinen Bauch, immer noch schwanger wirkende, lustige, griesgrämige, sympathische, unsympathische UND die Mütter, bei denen einfach alles stimmt. Und nein, ich rede hier nicht von der Physis, sondern von der Tatsache, dass es Übermuttis gibt, die Dinge rumposaunen, bei denen sich mir die Zehennägel hochrollen. "Aaaaaaaaach duuuu, weißt du, ich hab ja schon wieder so ein pflegeleichtes Kind bekommen. Die schlafen ja beide nuuuuur. Ich weiß ja gar nicht wohin mit meiner ganzen freien Zeit." Ich stehe daneben, die Augen weit aufgerissen, mein Gehirn läuft auf Hochtouren. Wieso brüllt mein Sternchen nur den ganzen Tag? Von alleine einschlafen? Tagsüber? Pffff... eher friert die Hölle zu! Wann war eigentlich das letzte Mal, dass ich zu viel freie Zeit für mich hatte?! Auch sehr beliebt: "Ja, ich wiege jetzt schon 5kg weniger als vor der Schwangerschaft. Das ist ja auch mein zweites Baby. Drei Monate nach der letzten Geburt war ich ja schon wieder schwanger. Hihi...nein, war alles ganz easy. Ich finde es mit zwei Babies auch nicht anstrengender als mit einem." Jaaaa,ne...ist klar. Bin ich wirklich so ein Weichei, dass ich schon mit einem Kind gut zu tun habe und nahezu ausgelastet bin? Ich meine, ich gehe noch nicht an meine Grenzen, aber viel fehlt nicht mehr. Doch ich versuche mich nicht beirren zu lassen. Der Kurs beginnt und ich turne fleißig alle Übungen mit, beiße die Zähne und kneife die Arschbacken zusammen, damit ich alles von Anfang bis Ende durchziehen kann. Und es klappt! Besser, es macht sogar Spaß! Schnell merkt man, dass nicht alle so perfekt anmutende Babies haben. Es gibt doch mehr Montags-Babies als erwartet ;) Nach dem Kurs spreche ich mit meiner Hebamme und klage ihr mein Leid, erzähle ihr von den Übermuttis und Dauerschlaf-Kindern und ernte ein herzliches Lachen. Das wäre doch alles nur Schmu. Sie hätte nämlich schon oft erlebt, dass die Supermuttis erst vor den anderen geprahlt hätten, um dann im Stillen bei der Hebamme nach Rat zu fragen. Hah! Hab ich euch erwischt! Perfektion gibt es nicht. Weder in Bezug auf den Nachwuchs, noch in Hinsicht auf die Wiederherstellung des Körpers, den ihr mal hattet. Alles braucht seine Zeit. Das ist auch gut so. Rafft euch auf und tut etwas für euch selbst, auch wenn es nur eine Stunde in der Woche ist, bei der ihr durchgeschwitzt, aber glücklich seid!

Mein Buchtipp: Mama Power
Übungen I
Übungen II
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